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Transpersonale Psychotherapie

SPIRITUALITÄT IN DER THERAPEUTISCHEN ARBEIT (DEUTSCH, ENGLISCH, FRANZÖSISCH)
ESSAY: TRANSPERSONALE PSYCHOTHERAPIE (DEUTSCH, ENGLISCH)

SPIRITUALITÄT IN DER THERAPEUTISCHEN ARBEIT
Das Fundament der Transpersonalen Psychotherapie ist das Verständnis, dass jeder Mensch seinen eigenen Entwicklungsweg gehen muss und dass ihm Therapeuten dabei grundsätzlich nur Begleiter, nicht Wegweiser sein können. Seine spirituellen oder religiösen Überzeugungen spielen für den therapeutischen Prozess nur insofern eine Rolle, als sie Bestandteil seiner Glaubenshaltungen sind und deshalb genauso einen Platz in seinem Leben haben wie alle anderen Persönlichkeitsaspekte auch. Ob er sich im Laufe der Therapie zu spirituellen Sichtweisen hingezogen fühlt oder sich von ihnen entfernt, ist ganz alleine seine Entscheidung.

SPIRITUALITY IN THE THERAPEUTIC WORK
The foundation of transpersonal psychotherapy is the understanding that each human being must go his or her own way of development and that therapists can basically only be companions, not leaders. The clients' spiritual or religious convictions play a role in the therapeutic process only insofar as they are part of their belief system and therefore have a place in their life as do all other aspects of their personality. Whether, during the development of therapy, they feel drawn to spiritual views or move away from them, depends uniquely on their own inner attitude.

LA SPIRITUALITÉ DANS LE TRAVAIL THÉRAPEUTIQUE
La psychothérapie transpersonnelle est basée sur la compréhension que chaque être humain doit suivre son propre chemin de développement et que les thérapeutes sont seulement des compagnons, en aucun cas des leaders. Les convictions spirituelles ou religieuses des clients ne jouent un rôle dans le processus thérapeutique que dans la mesure où elles font partie de leur système de croyances et donc ont une place dans leur vie comme tout autre aspect de leur personnalité. Si au cours du développement de la thérapie, ils se sentent attirés par des aspects spirituels ou s’en éloignent, cela dépend uniquement de leur attitude intérieure.


TRANSPERSONALE PSYCHOTHERAPIE
Transpersonale Psychotherapie ist – wie ich glaube – die Kunst, alle Erfahrungen immer stärker auf das, was ist, zu konzentrieren und den Blick mehr und mehr zurückzunehmen zum Nur-Gegenwärtigen. Das ist eine nie endende, sich immer neu öffnende Kunstfertigkeit.

Wenn ich mich in einer inneren Zerrissenheit befinde, dann ist das, was ist, nicht der Versuch, eine eindeutigere Position zu finden, sondern die gefühlte Erkenntnis, wie ich meine Zerrissenheit herstelle und lebe.
Wenn ich in Bezug auf bestimmte Erfahrungen in meinem Leben nichts fühle, dann ist das, was ist, nicht die Wiederentdeckung des verschütteten Gefühls, sondern der mutige Schritt, mich auf meine Gefühllosigkeit einzulassen.
So ein Einlassen ist immer ein längerer Prozess, der niemals nur über das mentale Verstehen gelingen kann. Er führt mich hin   zu freundlicher Anteilnahme an mir selbst. Sie erlaubt mir zu sehen, dass ich gelernt habe, meine Gefühle zu verstecken und nicht, dass ich einer bin, der nichts fühlt.

Ich glaube immer mehr, dass die Freundlichkeit zu mir selbst ein ganz wesentlicher Ausgangspunkt für weitere Entwicklung ist. Aus ihr heraus wird das andere möglich. Am Ende meines Lebens ist vielleicht die wesentliche Frage, wieviel Liebe in mir sein konnte, Liebe zu mir und Liebe zu dem, was ich nicht bin. Das ist gelebte Spiritualität, alles übrige ist Beiwerk. Je deutlicher ich das verstehe, um so mehr hebt sich die Unterscheidung zwischen dem, was ich scheinbar bin  und dem, was ich scheinbar nicht bin, auf. 

Da der Verstand fast kontinuierlich – bis hin in die subtilsten Formen – auf das ausgerichtet ist, was sein oder nicht sein sollte, ist es im wahrsten Sinne eine Kunst zu lernen, sich immer mehr auf das zurückzunehmen, was ist. Man kann sich vorstellen, dass solche Zurücknahme auf übereinander geschichteten Ebenen vor sich gehen muss, je nach unserem Bewusstseinsstand. Mit jeder tiefer liegenden Ebene komme ich der Realität näher. Realität ist die mir jetzt zugängliche Wahrheit. (Meine)Wahrheit ist jeweils das Optimum dessen, was ich erkennen kann.

Solche Zurücknahme hat vor allem damit zu tun, dass ich aufhöre, mich in das, was ich erlebe, einzumischen. Ich unterlasse es,  die reine Erfahrung so oder so abzuwehren, bzw. verändern zu wollen.

Dieser Schritt fühlt sich meist an wie ein  Verlust und eine Erleichterung. Ich muss opfern, worauf ich vielleicht meinen ganzen Selbstwert aufgebaut habe, nämlich den angestrengten Ehrgeiz, mich verbessern oder verändern zu wollen. Das seltsame Paradox dabei ist, dass diesem ständigen "Unterwegssein" und dem permanent angestrengten Zwang, ein anderer sein zu wollen, tatsächlich eine grosse Angst vor wahrer Veränderung gegenübersteht.

Der sich da verändern will, weiss nicht, dass sich sein essentielles Sein ständig verändert.  Alles ist im Fluss.  Der Wunsch, anders sein zu wollen, bremst diesen Fluss.

Je vertrauensvoller ich mich dem Fluss (und d.h. mir selbst) überlassen kann, um so leichter eröffnet sich mir ein weiträumigeres Verständnis: Mehr und mehr Zusammenhänge erschliessen sich, bis ich allmählich mit grosser innerer Beteiligung erkenne, dass alle Bereiche meiner persönlichen Geschichte von einer einzigen zentralen Thematik geprägt sind.
Diese Thematik zeigt sich in unterschiedlichen Variationen, je nach Charakter der alltäglichen Situation. Sie hat aber ein Gemeinsames, das sich in allen alltäglichen Situationen wiederfinden lässt: Sie ist so etwas wie eine energetisch-emotionale Grundhaltung, die auf gelernten Erfahrungen beruht und die sich durch meine gesamte Geschichte zieht.

Für jeden Menschen ist diese zentrale Thematik verschieden und kann auch letztlich nur vom jeweiligen Menschen begriffen werden. Wenn ich erfahre, dass dem Wunsch nach Veränderung immer eine Ablehnung meiner selbst zugrunde liegt, werde ich vielleicht allmählich aufhören, mich einzumischen.

Es ist wichtig zu wissen, dass alle wesentlichen Wahrheiten paradoxer Natur sind. Ohne dieses Verständnis können reale Zusammenhänge nicht verstanden werden. So aber öffnet sich das Tor zu einer Lebensform, in der der Krieg anfangen kann aufzuhören.

Ich beginne zu sehen, dass ich mich immer aufgespalten habe in einen, der lebt, und einen Zweiten, der eine Haltung dazu einnimmt. Die zentrale Thematik hat stets nur zu tun mit dem Zweiten (der im Rahmen der persönlichen Geschichte entstanden ist). Wenn der Zweite aufhört, das Erfahrene zu kommentieren, beginnt das Ende der Spaltung.
Das ist der Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Die Erfahrung kann sich undiskriminiert entfalten als essentielles Sein. Ich wachse über das Selbstverständnis als Person hinaus, indem ich mich ganz und gar als Person dasein lasse. Ich muss nichts in mir abschaffen, vernichten, auslöschen, besser machen.

Da ist ein weiteres Paradox: Ich muss vielleicht lernen loszulassen, aber es gibt nichts, das ich loslassen sollte.

Indem ich mich auf mich einlasse, beginnt das, was alle Personen verbindet und übersteigt, in mir und durch mich zu leuchten. Ich erfahre zunehmend die Realität auf direkte und unmittelbare Weise; meine gelernten Sichtweisen stellen sich nicht mehr dazwischen.

Einlassen meint, dass ich mich als erstes aus der verklebten Verstrickung mit mir selbst distanziere, um sehen zu können, dass ich nicht das Gefühl bin, mit dem ich gerade etwas erfahre. Als nächstes kann ich es wagen, über die beobachtende Distanz hinauszugehen, indem ich mich mit allem, was ich zur Verfügung habe, fühlend in das hineinlasse, was gerade geschieht.
Irgendwann verstehe ich dann vielleicht, dass ich das bin, was ich gerade erlebe. Das ist der Sinn meines Lebens.
Nicht mehr und nicht weniger.

 

TRANSPERSONAL PSYCHOTHERAPY
Transpersonal Psychotherapy is – as I believe – the art to increasingly concentrate all experience onto what is, to more and more focus your angle of perception and observation to what is present. This is a never ending craftsmanship, an ongoing opening.

If I find myself in an inner painful ambiguity, then what is, is not the attempt to find a clear decision, but the felt understanding how I produce and live my ambiguity.
If, with regard to certain experiences in my life, I don't feel anything, then what is, is not the rediscovery of my buried feelings, but the courageous journey into my emotional numbness.
This is always a longer process and can never succeed via a mental understanding only. It guides me to a gentler attitude towards myself and allows me to see that I learned to hide my feelings and not that I am  somebody who does not feel.

I believe more and more that friendliness towards myself is the most basic thing we can learn. From this, everything else evolves. At the end of my life, the most essential question is perhaps how much love there was, love for myself and love for what I am not. This is lived spirituality, everything else is secondary. The more I am able to understand this, the more the distinction between what I seemingly am and what I am seemingly not, disappears.

Reason - up to the subtlest procedures - is almost continuously geared towards what should or should not be. Therefore, it is truly an art to trace yourself more and more back to what is. You can imagine that such retracement has to happen at different layers – depending on your stage of consciousness. Each deeper lying layer takes you closer to reality. Reality is the truth which is (now) available to you. Truth is the latest optimum of what you are able to perceive.

The whole act helps you to stop meddling with what you are experiencing. You refrain from rejecting the pure experience or wanting to change it.

This step is often felt like a  loss and a  relief at the same time. You must sacrifice on what you have perhaps based your whole system of self value, which is the strained ambition to improve or change yourself. The incredible paradox is that always being on the road and forcing yourself to continuously become somebody else is actually confronted (or accompanied) by an immense fear of a true transformation.
If one strives for change, one doesn't know that one's essential being changes all the time. All is in flux. The desire of wanting to be different brakes this flux.

If I can abandon myself to this flux (and – this is -to myself), I become open to a vaster view: more and more connections become evident. Gradually, I recognize with increasing compassion that all areas of my personal story are informed and shaped by one central subject matter.
This central theme shows up in different variations – depending on the character of the daily situation. But the variations have one thing in common, which I can retrieve in all daily situations: There is something like a basic energetic-emotional attitude, which is due to learned experiences and which runs like a thread through my entire story.
This theme is different for every individual and can, in the long run, only be recognized by myself. To comprehend it brings forth a deep satisfaction.

When I experience that the urge to be different is mostly based on a rejection of myself, I will perhaps gradually stop to meddle with my reality. It is important to know that all essential truths are of paradoxical nature. Without this comprehension, real connections cannot be understood; with it, the door opens to a form of life, where war can begin to cease. I start to see that I have always split myself into one who lives and a second one who adopts an attitude to what happens.
The central subject matter has always only to do with the second one (who emerged from the personal story). When the second one ceases to comment what happens, the end of the split is in sight.

This is “the peace which surpasses all understanding”. The experience can unfold indiscriminately as essential being. I outgrow the understanding of myself as a person by allowing myself to totally be there as a person. There is nothing in me that I must abolish, destroy, extinguish, or improve.

This is another paradox: I might have to learn to let go, but there is nothing that I would have to let go of.

By admitting myself to myself, the consciousness which connects and transcends all persons begins to radiate in me. I experience more and more directly and immediately the reality in and around me; my learned perceptions don't stand in the way anymore.
At some point, I shall perhaps understand that I am what I am experiencing. This is the sense of my life.
Not more and not less.