Rainer Pervöltz
Das Zentrale
Alles steht auf dem Kopf. Muss aber nicht sein.
tredition, 2022
ISBN 978-3-347-59177-6
Dieses Buch hilft Ihnen, sich auf fundamentale und doch konzentriert schlichte Weise kennenzulernen. Sie können es einfach lesen oder Sie können sich darauf einlassen. Sie werden mithilfe zahlreicher "Exerzitien" immer wieder eingeladen, sich unter zwei Aspekten zu beobachten und zu erleben.
Da ist auf der einen Seite Ihre gelernte Geschichte, die früh in Ihrem Leben begonnen hat und mit der Sie anfingen sich anzupassen, um geliebt oder zumindest geduldet zu werden. Sie hat so etwas wie eine innere Grundatmosphäre, die Ihnen zur Gewohnheit geworden ist und die Ihr alltägliches Leben auf mehr oder weniger mechanische Weise bestimmt und ständig wiederholt. Sie hat Ihnen als Kind geholfen, Ihren Platz in der Familie zu halten, aber je älter Sie werden, um so mehr wird sie Ihnen zum Hindernis, Ihre andere Seite zu leben, nämlich Ihr Leuchten, Ihre Essenz, Ihr eigentliches individuelles Wesen. Wann immer Sie das Gefühl haben, "das kann doch nicht alles sein", erinnert sich etwas in Ihnen an diese vergessene und vergrabene erotische Kraft.
Solche Zweiteilung findet sich in vielen psychologischen und spirituellen Lehren. Die Besonderheit des Buches liegt darin, dass hier beide Seiten auf einen zentralen Nenner gebracht werden. Sowohl durch Ihre gelernete Geschichte als auch durch Ihre "Essenz" geht ein simpler roter Faden, der auf beiden Seiten Ihre unverwechselbare Individualität ausmacht. Sie haben nicht gelernt, ihn wahrzunehmen, da Kompliziertheit und Verwirrung fast immer eine erhaltende und stabilisierende Funktion in der alten Geschichte haben.
Das Buch lädt ein zu einer Reise, die Sie zunehmend mit der einfachen, sich stets wiederholenden Grundformel in Berührung bringen kann, wie Sie Schmerz, Angst und Leid in Ihrem Leben herstellen. Gleichzeitig wird vielleicht die Fähigkeit, sich an Ihren Glanz, Ihre Strahlkraft zu "erinnern", immer stärker in Ihnen werden und damit die Türen öffnen zu einer anderen Perspektive, in der eine unvertraute Leichtigkeit und Freude die Basis Ihres Lebens bilden.
All das wird allerdings nur geschehen, wenn das Verlangen, zu sich nach Hause zu kommen, in Ihnen heftiger ist als die mechanische Nötigung, Ihren gängigen Alltag und Ihre Routine beizubehalten. Das Buch ist eine Einladung, aber kein Versprechen.
LESEPROBE
Anfängliche Gedanken
Dieses Buch soll davon handeln, wie ein Mensch seinen Glanz verliert und wie er ihn wiederfinden kann. Ohne jeden Zweifel sind wir alle leuchtende Wesen und können dieses Licht sicherlich auch nie gänzlich verlieren. Aber wir können glauben, dass wir es verloren haben, und dann leuchten wir meistens weniger sichtbar.Denn leider (oder glücklicherweise) geht es bei allem, was wir lieben, denken und ablehnen, nie um das, was ist, sondern um das, was wir glauben.
Auch dieses Buch, und was drinstehen wird, ist nicht etwas an sich, sondern nur etwas, was Sie, lieber Leser, und Sie, liebe Leserin, auf eine Ihnen besondere Weise wahrnehmen werden. Und was Sie erleben, ist immer nur, was Sie wahrnehmen. Wie Sie wahrnehmen, so wird Ihre Welt. (Selbst das müssen Sie hinterfragen und sehen, ob Sie es glauben wollen.)
Leseprobe
Rainer Pervöltz
Über die Köstlichkeit der Distanz
Märchenalmanach aus der Therapie und dem Alltag
holotropos, 2009
ISBN 978-3-9812119-3-1
"Wenn einer nicht daran glauben kann, dass sein Leben als Film mit einer Aussage gedacht ist, dann sollte er trotzdem ein Drehbuch erfinden. Ein Drehbuch ist so unvergleichlich anziehender als eine lose Abfolge von Situationen ohne Zusammenhang. Wer könnte das schon beweisen, ich meine, wirklich beweisen, dass ein Leben nur einfach so absichtslos abrollt, ohne Ziel, ohne alles? Und wenn's keiner nachweisen kann, dann steht's doch mindestens fifty-fifty, oder? Na, und warum dann die langweilige Version wählen?"
Rainer Pervöltz führt den Leser in lustvoll phantasiereicher Weise auf den Weg der Selbstwahrnehmung: von den oft verirrten und hilflosen inneren Stadien des Kindseins bis hin zum Erkennen eines eigenständig erwachsenen Ichs. Immer wieder geht es um das persönliche Drehbuch und gleichzeitig um die Distanz dazu. Durch die einzelnen Kapitel hindurch gewinnt die paradoxe und gesellschaftlich nicht selten verpönte Qualität der Distanz immer mehr Leuchtkraft: als notwendige Voraussetzung zur Beziehungsfähigkeit genauso wie als wesentlicher Schritt zur spirituellen Verwirklichung.
Der Autor erzählt in Episoden aus den Drehbüchern verschiedenster Menschen und - was mitunter ungewöhnlich erscheint - von sich selbst und der schillernden Position des Therapeuten zwischen Auch-Neurotiker und Lehrer. Jede erzählte Begegnung ist voller tiefgründiger Bilder, aus denen sich, in einem Wechselspiel aus Unterhaltung und Selbsterforschung, ein Film im Kopf des Lesers wie von allein gestaltet. Und so wird sich auch jeder Leser- aus der Mischung von "Drehbuchepisoden" und Geschichten, von Märchen und Betrachtungen - seinen eigenen Film aus diesem Buch machen.
LESEPROBE
Caroline – Wie sie das Moor lieben lernte
Carolines' Vater war der geachtete Pfarrer des Dorfes gewesen und als Privater und Mann so selbstsicher wie ein dreijähriges Kind. Er war in der Stadt aufgewachsen und hatte dann die Pfarrstelle angenommen im einsamen Dorf am Rande des großen Moores. Alle Mitglieder seiner Gemeinde wussten über die elementaren Zusammenhänge von Bäumen, Wind und Gott weit mehr als er, der sich auf seine städtische Abkunft viel einbildete. Sie wussten genau, wie man auf achtungsvolle Weise mit dem Moor verkehrte oder auf respektlose, auch dass man, zum Beispiel, in gewissen Nächten besser in den Häusern blieb und die Türen verschloss...
Leseprobe_Caroline